Schweizer Höchstklasse in Kerkrade

Unisono – Mittwoch, den 9. August 2017

Zehn Schweizer Musikvereine reisten zwischen dem 6. und 30. Juli nach Kerkrade (NL), um am World Music Contest teilzunehmen. In der Höchstklasse Harmonie starteten die Concordia Fribourg und das Sinfonische Blasorchester Bern (SIBO). Claude Delley begleitete das SIBO (deutscher Text), mit der Concordia unterwegs war Oliver Schaller (französischer Text).

Anlässlich des Vorbereitungskonzertes in der Aula magna der Universität Fribourg sagte der Präsident der Concordia Fribourg, Olivier Schaller, der Wettbewerb in Kerkrade sei für die Musik das, was die Weltmeisterschaft für den Fussball. Da hat er recht. Es ist bemerkenswert, ein solches Niveau zu erreichen mit Orchestern, die zu grossen Teilen mit Amateurmusikern besetzt sind.

Keine Pflichtstücke in der Höchstklasse

Das 1979 gegründete SIBO war schon auf Konzertreise in Japan, Kalifornien, Debrecen (Ungarn), Schladming, Bulgarien, und jetzt zum 6. Mal in Kerkrade. Auf seinem Programm für Kerkrade hatte es vom Japaner Toshio Mashima La dance du phénix, von Jean Balissat Les Gursks und zuletzt vom Spanier Jose Suner Oriola El Jardin de las Hespérides.

Für die Höchstklasse gibt es keine Pflichtstücke mehr. Dies ist eine gute Regelung, denn Ensembles dieser Kategorie, die eine massgeschneiderte Besetzung haben, fühlen sich besser mit Werken, die diesen Besetzungen auch genau entsprechen.

Mythologie als roter Faden

Das SIBO hat keine Musikkommission, und deshalb liegt die Werkwahl allein auf den Schultern des Chefs, Rolf Schumacher. Als roter Faden in seinem Programm hat er sich von der Mythologie inspirieren lassen. Die Orchestrierung des Werkes von Oriola verlangt zwei Violoncelli. Die beiden Cellisten spielten ohne Dirigentenstab, mit subtil schillernder Phrasierung. Ein sehr schöner Moment.

Die Celesta, das Klavier und die Ondes Martenot gaben dem Orchester eine zusätzliche Farbe, und es fiel so Licht auf gewisse Passagen der Partitur. Die Gestik von Rolf Schumacher ist präzise und auf Wunsch elegant, wenn er seine Phrasen zeichnet. Das ist wahrlich grosse Musik.

Videos von Benedikt Hayoz

Die Gursks von Jean Balissat in einer Fassung für Harmonie Blasorchester haben ihren berechtigten Platz im Wettbewerbsprogramm gefunden. Es fehlte nur Jean Balissat, der in Kerkrade einen grossen Glücksmoment seines Komponistenlebens genossen hätte.

A Kerkrade, Jean-Claude Kolly a réussi à faire aimer les difficultés techniques en les travaillant de façon intelligente avec ses ouailles. Sa parfaite connaissance des deux compositeurs suisses qui formaient le programme de La Concordia lui a permis de les intégrer parfaitement au projet. Y a-t-il une recette pour un tel objectif ? „Pas de miracle, un travail constant et régulier ainsi qu’une présence de tous aux répétitions“, résume le chef.

Alle Vorträge des SIBO wurden beim Vorbereitungskonzert von auf die Leinwand im Hintergrund der Bühne projektierten Videos begleitet. Diese Videos sowie die musikalischen Intros zu den einzelnen Stücken wurden vom Freiburger Komponisten Benedikt Hayoz realisiert.

Vorbereitungen auf der Musikinsel

Wie hat sich das SIBO auf den Wettbewerb vorbereitet ? Die Musiker haben zuerst nach Erhalt der Noten individuell gearbeitet. Dann hat sich das Orchester für ein Wochenende auf der Musikinsel Rheinau getroffen. In diesem Rahmen hat das SIBO mit Register- und Gesamtproben die Arbeit fortgesetzt.

Viele Musikvereine, die nach Kerkrade gehen, geniessen finanzielle Unterstützung aus verschiedenen Quellen. Die Musiker des SIBO dagegen bezahlen die Reise aus eigener Tasche. Es ist wahr, dass wenn man liebt, nicht zählt… Für die jungen Musiker, welche die Reisekosten nicht alleine tragen können, offeriert das SIBO Vergünstigungen.

90 von 100 Punkten

Am 16. Juli war es dann also soweit. Eine internationale Jury mit Jan van den Eijnden als Präsident, Douglas Bostock, Ed Spanjaard, Jaan van der Roost, Steven Mead und Miranda van Kralingen, bewertete den Auftritt des SIBO mit 90 von 100 möglichen Punkten. In der Schlussrangliste bedeutet dies den 7. Rang.

Es fiel mir nicht leicht, mit den Musikern über ihre Eindrücke und den Wettbewerb zu sprechen, denn das Programm war sehr intensiv. Ein junger Cellist in den Reihen des SIBO befürchtete, dass man seine Stimme nicht hören könnte. Das war ein Irrtum, denn der Klang der zwei Celli brachte dem Orchester zusätzliche Farbe und Ausdruck.

Eine reiche Erfahrung

Ein anderes SIBO-Mitglied, Bernhard Leuthold, Hornist und seit der Gründung des Orchesters dabei, meint, dass jede Teilnahme an einem Wettbewerb eine reiche Erfahrung ist, dass die Motivation im Laufe der Vorbereitung der Werke zunimmt und erst nach dem letzten Ton des Auftrittes eine heilsame Entspannung eintritt.

Weiteren Musikern, mit denen ich nach dem Konzert sprechen konnte, war das, was sie auf der Bühne der Rodahalle erlebt hatten, wichtiger als die Punktzahl. Das Publikum bedankte sich mit lang anhaltendem Applaus und stehenden Ovationen für das Konzert.


Die Resultate der weiteren Schweizer Formationen

Neben der Concordia Fribourg und dem SIBO starteten acht weitere Schweizer Formationen in Kerkrade. Bei den Harmonien holte sich das Symphonische Blasorchester Kreuzlingen in der 1. Klasse Harmonie den 12. Rang. In der 2. Klasse wurde das Blasorchester Feldmusik Willisau 16., die MG Giffers-Tentlingen 17., in der 3. Klasse das Blasorchester Oberseetal 13.

Bei den Brass Bands spielte sich die BB Treize Etoiles in der Championship Division auf Rang 5. In der 1st Division landete das Encemble de Ciuvres Ambitus auf Rang 4, die BB Emmental auf Rang 10. In der 2nd Division schliesslich erreichte die BB Konkordia Büsserach den 4. Platz.